Abstract
In sechs Teilen mit 28 Kapiteln und 147 §§ wird das Problem des literarischen Differenzkriteriums, mithin die Frage, wie ein literarischer Text im Unterschied zu Texten nicht-literarischer Provenienz zu bestimmen ist, mit Focus auf den Eigennamen thematisiert. Nach einer Diskussion zur Klärung von dessen bekannt "delikatem" Status (von Mill über Frege, Searle, Kripke bis zu Eco) (§§ 1-44) erfolgt ein systematischer Aufriß literarisch- onomatischer Funktionskonzepte. (§§ 45-70). Diese werden unter Beiziehung von Textbeispielen verschiedenster Typen, Epochen und Sprachverwendungsbereiche (Literatur-Werbung-Alltag-Sachlichkeit-Wissenschaft) funktions-vergleichend einer Bewährung unterzogen und – verbunden mit Varianten sogen. redender Namen-Funktionen - im Rahmen der Fiktionalitätsdebatte einer Lösung zugeführt (s. H. Weinrich, Ihwe, S. J. Schmidt, Lotman, Adorno, Goodman). (§§ 71-103) Der theoretische Kern dieser Lösung definiert die Literarizität des Eigennamens als eine f i k t io n a l funktioniernde M e t a p h e r (im Ggs. zur konventionalisiert-lexikalischen M.); die besagte f.f. M. stellt sich dabei dar als eine Komplizierung der prototypisch dem nomen proprium zugehörigen Individualisierungsfunktion, was im Resultat, operierend auf der Basis der jener zugehörigen semantischen Potentiale, die Individualiserungsfunktion referentiell generalisierend, sprich polyfunktional-exemplifizierend fortschreiben läßt (womit das einst erklärte poetische Funktionieren eines „Horrible Harry“ (vgl. R. Jakobson) nicht bloß auf die Formseite - im Sinne eines redenden Namens, sondern nunmehr auf das Zeichen-Funktionsganze des nomen propriums bezogen verstanden ist und, in der Konsequenz, Literarizität als einen dominant wirksamen Modus poetischer Funktionalität ausweist (weshalb „Harry“ nicht mehr allein auf Harry referiert)). Die so erklärte fiktionale Metaphorik erscheint nicht zuletzt als allegorisch-symbolisch sowie ironisch- und kasusbestimmt weiter spezifizierbar. (§§ 104-134) Im übrigen wird die onomastische Interpretation, sei es als initiierendes oder integrales Moment literarischer Interpretation, nicht darauf rekurrieren, d a ß ein nomen proprium per se eine literarische Funktion besitzt (vgl. das onomastische Vorkommen in der Literatur realistischen Typus von Fontane bis zu Handkes „Aufstellung des 1. FC Nürnberg vom 27. 1. 1968“), sondern vielmehr darauf, das betreffende nomen proprium literarisch interpretieren zu w o l l e n , was indes nicht etwa willkürlich, sondern komplentär mit Rekurs auf die je ausgemachten Strukturen als ein Interpretieren- K ö n n e n zu realisieren ist. Als „äuszerste Spitze“ der Plausibilität solcher Interpretation wird im Zuge der Absage an einen Logozentrismus (vgl. Derrida: „Es gibt kein außerhalb des Textes“(=Kontext)) in puncto Geltung nicht mehr zu beanspruchen sein als eine Dimension "kleinster Größe" (§§ 135-147), womit von subjektivistischen Positionen in der Nachfolge Staigers ebenso Abstand genommen ist wie von Positionen empiristisch-szientischer Provenienz, die im Zusammenhang mit dem Radikalen Konstruktivismus die Interpretation aus der Literaturwissenschaft zu eliminieren vorgeschlagen haben (Hauptmeier, S. J. Schmidt).
Rezension: Peter Hanenberg, in: Beiträge zur Namenforschung. Neue Folge Bd XXXIII/4, 1998, S. 453-455.
Original language | German |
---|---|
Place of Publication | Neumünster |
Publisher | |
Print ISBNs | 3-529-04366-4 |
Publication status | Published - 1995 |
MoE publication type | G4 Doctoral dissertation (monograph) |
Keywords
- cultural studies
- Literarisches Leben
- Interpretation